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MitteilungVeröffentlicht am 16. Dezember 2024

Das Pferd in der modernen Armee – ein Widerspruch?

Als Versorgungs- und Transporteinheit hatte der Train lange eine Schlüsselrolle in der Armee. Mit der Motorisierung und Modernisierung der Armee änderte sich das. Doch auch heute noch tragen vermeintlich «analoge» Einheiten wie der Train bzw. dessen Spezialfunktion Patrouillenreiter dank der Einsatzfähigkeit in schwierigem Gelände und hoher Robustheit zur Verteidigungsfähigkeit der Armee bei.

Text: Kommunikation Verteidigung, Christian Bärtschi
Bilder: VBS/DDPS, Joshua Kropf

Bereits im Altertum hing der militärische Erfolg von einer effizienten Versorgungs- und Transporteinheit ab, dem Tross oder Train. In der Schweiz begann die Geschichte des Trains um 1800, als jeder Kanton noch eigene Truppen hatte. Erste Vorschriften für Trainkontingente erwähnt der Bundesvertrag von 1815. 1850 entstand das Gesetz über die Militärorganisation der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Im gleichen Jahr eröffnete in Thun die Eidg. Regieanstalt zur Ausbildung von Artillerie- und Kavalleriepferden. 1850 besass die Schweizer Armee 20'000 Pferde, das Maximum lag bei 66'000 in der Truppenordnung (TO) 24.

Motor statt Pferd

In den 1940er Jahren ersetzten Motorfahrzeuge zunehmend das Pferd. In der TO 47 besass die Armee noch 47'000 Pferde. Ende 1947 wurden alle Pferdelenker als Trainsoldaten bezeichnet und der Infanterie (statt Artillerie) zugeteilt.1972 löste das Parlament die Kavallerie auf; die Zahl der Pferde sank weiter. Der Train hatte in der Armee 61 (1961–94) über 10’000 Pferde, im Jahr 2000 waren es noch 2700.

Heute besitzt die Armee 55 Reitpferde (stationiert im Nationalen Pferdezentrum in Bern) und hat Zugriff auf 250 Bundespferde inklusive 20 Maultiere (in der Haltepflicht bei zivilen Pferdehaltern). Seit 2004 gehört der Train zum Komp Zen Vet D u A Tiere und ist seit 2018 in die Veterinär- und Armeetiereabteilung 13 eingegliedert.

Was leistet der Train?

Generell transportiert der Train Material und Munition zur Versorgung anderer Truppen durch schwieriges Gelände. Zudem übernimmt er Aufräumarbeiten und leistet Unterstützung bei Katastrophen. Alle Trainsoldaten lernen, Pferde richtig zu pflegen, zu satteln, zu schirren, zu beladen und zu führen.

Für die Spezialfunktion Patrouillenreiter (Patr R) werden geeignete Trainsoldaten in den ersten RS-Wochen ausgewählt. Von Vorteil sind Reiterfahrung und ein Train/Vet-Vorkurs vor der RS. Patr R überwachen Räume und Achsen – ergänzend zu Fusspatrouillen, mechanisierter Aufklärung und Luftaufklärung. Zuletzt übten sie diese Fähigkeiten während der Übung «SKILL GRANDE 24» in Zürich-Kloten.

Patrouillenreiter im Einsatz

An der Volltruppenübung «SKILL GRANDE 24» der Territorialdivision 4 war das Infanteriebataillon 61 vom 25. bis 29. November 2024 auf dem Flughafen Zürich-Kloten im Einsatz. Verstärkt wurde es durch eine Panzergrenadierkompanie, eine Rettungskompanie, zwei Sanitätszüge und ein Detachement der Veterinär- und Armeetiereabteilung 13 mit 22 Patrouillenreitern sowie 15 Hundeführern. Die Übung mit 1'600 Armeeangehörigen fokussierte auf den Schutz kritischer Infrastrukturen zugunsten ziviler Behörden. Die Patr R überwachten in Zweierteams eine Radaranlage für den zivilen Flugverkehr, eine Transformatorenstation sowie Geländeteile entlang der Umzäunung eines Flughafenperimeters und meldeten gegnerische Kräfte.

Erfolgreiche Übung

Der Zugführer der Patrouillenreiter, Leutnant Martin Degen, zog eine positive Bilanz: «Wir konnten zeigen, dass wir auch in der heutigen Armee einen wichtigen Beitrag an die Sicherheit leisten. Gerade beim aktuell herrschenden Regen und tiefen Boden kommen wir schonend und schnell vorwärts, wo Fahrzeuge scheitern und Fusspatrouillen viel mehr Zeit und Personal benötigen.»

Gerade beim aktuell herrschenden Regen und tiefen Boden kommen wir schonend und schnell vorwärts, wo Fahrzeuge scheitern und Fusspatrouillen viel mehr Zeit und Personal benötigen.
Leutnant Martin Degen, Zugführer der Patrouillenreiter

Zufrieden war auch der Kommandant der Ter Div 4, Willy Brülisauer: «Die Übung wurde durch die Truppe mit einer guten bis sehr guten Leistung und vielen Lehren erfolgreich absolviert. Ich bin äusserst zufrieden, wie Kader und Soldaten ihre Aufträge umgesetzt haben.»

Pferdebestand in der Schweizer Armee