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MitteilungVeröffentlicht am 3. Mai 2024

Das Übungsdorf Epeisses

Ein hochmodernes Ausbildungszentrum im Kanton Genf bietet den Rettungstruppen und anderen Formationen der Schweizer Armee Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten. Dank der Ausstattung mit modernsten Technologien können hier Einsatztaktiken in Krisen- und Konfliktsituationen unter absolut realistischen Bedingungen perfektioniert werden. Nachfolgend ein Kurzüberblick über das europaweit einmalige Übungsdorf.

Uebungsdorf Epeisses 06

Text: Kommunikation Verteidigung, Nathalie Hesse
Bilder: VBS/DDPS, Thomas Aemmer
Video: VBS/DDPS, DMA

Das Übungsdorf Epeisses unweit der französischen Grenze gleicht der Kulisse eines Kriegs- oder Katastrophenfilms. Hier trainieren die Rettungstruppen effizient in realitätsnaher Umgebung. An diesem Standort finden auch Trainings zahlreicher Sicherheits- und Einsatzkräfte statt, darunter beispielsweise Berufsfeuerwehren oder die Kantonspolizei.

In dem seit den 1970er-Jahren von der Schweizer Armee genutzten Übungsdorf Epeisses mit seinen authentisch reproduzierten Szenarios in ländlicher und städtischer Umgebung können unterschiedlichste Situationen simuliert werden. Die vielfältigen Trainingsmöglichkeiten machen Epeisses zu einem der wichtigsten Übungsdörfer für die Ausbildung militärischer Rettungstruppen. Der Standort zählt aktuell zu den modernsten Ausbildungszentren Europas.

Ein vielseitiges und hyperrealistisches Trainingsumfeld

Das Übungsdorf besteht aus mehreren Gebäuden und Infrastrukturen. Alles hier ist Situationen nachempfunden, mit denen die Einsatzkräfte im Ernstfall konfrontiert sein können. Oberst i Gst Matthias Pfister ist Kommandant des Waffenplatzes Genf und des Ausbildungszentrums der Rettungstruppen. Er hält fest: «In Epeisses sind alle Szenarien möglich». Vor Ort findet man zum Beispiel Trümmer eingestürzter Häuser, die die echten Bedingungen im Zuge von Naturkatastrophen (Japan, Türkei), Kriegen (Syrien, Ukraine) oder Anschlägen wirklichkeitsnah simulieren. In Tunneln trainieren die Einsatzkräfte unterirdische Rettungstaktiken und -techniken im Fall von Bombenangriffen, Attentaten, Erdbeben, Bränden und Überschwemmungen. Neu sind unter anderem modulare Infrastrukturen aus Beton vorhanden, die schneller und einfacher wieder aufgebaut werden können.

Neben der Trümmerkulisse verfügt Epeisses auch über die hochmoderne und in der Schweiz einzigartige Anlage namens «VULCAIN» zur Simulation von Bränden in industriellen (z. B. Zisternen und Kesselwagen) und urbanen (Wohnblöcke) Milieus. Anhand der gasbetriebenen Simulationsanlage können die Rettungstruppen der Armee die Bekämpfung von Grossbränden mit bis zu 10 Meter hohen Flammen üben und Führungskräfte taktisches Training absolvieren, wobei stets die Sicherheit aller Akteure und der Schutz der Umwelt gewährleistet sind.

Epeisses als wichtiger Aktivposten für die Sicherheit der Schweiz

Zu einer Zeit, in der konventionelle unmittelbare Konflikte zwischen Staaten nicht mehr die Regel zu sein scheinen, wird die Schlüsselrolle von Epeisses und seine Anpassung an die neuen Herausforderungen der Gegenwart zwecks Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit der Rettungs- und anderer Truppen unserer Armee bekräftigt. Epeisses bleibt also weiterhin eine Hochburg der Vorbereitung und Effizienz, die uns für alle künftigen Herausforderungen gewappnet sein lässt.

Oberstleutnant Frédéric Wagnon, Kdt Stv / Leiter Planung im Interview:

Frédéric Wagnon

Welche Hauptaufgaben und Zuständigkeiten übernehmen Sie an diesem Standort?

Ich bin Stellvertreter des Kommandanten des Ausbildungszentrums und des Waffenplatzes. Ich versuche, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, damit er seiner wesentlichen Leitungsfunktion nachkommen kann, ohne sich um Nebensächliches kümmern zu müssen. Darüber hinaus bin ich im Ausbildungszentrum für die Planung der Lehrgänge und Kurse zuständig, die wir das ganze Jahr über durchführen.

Können Sie uns Ihre Rolle in Bezug auf das Übungsdorf beschreiben?

Seit ich 1988 zum Leutnant ernannt wurde, habe ich im Übungsdorf zahlreiche Milizdienste geleistet. Ich habe die Entwicklung des Standorts im Lauf der Jahre hautnah miterlebt. Im Vergleich zu 1988 befinden wir uns heute in einer komplett anderen Welt. Zwischen 1995 und 2009 und seit 2016 war bzw. bin ich hier als Berufsoffizier im Einsatz. Ich hänge an diesem fantastischen Ort, der den Rettungstruppen hervorragende Bedingungen bietet. Seit meiner Rückkehr 2016 konnte ich auch an seiner Entwicklung mitwirken, ohne jedoch die Verantwortung dafür zu tragen.

Wie stellen Sie sich die Nutzung des Übungsdorfs in den kommenden Jahren vor?

Wie das Übungsdorf in 15 oder 20 Jahren aussehen wird, weiss ich nicht. Ich würde mir aber wünschen, dass auch dann noch militärische Rettungstruppen an diesem Standort trainieren können. Schaut man sich die Konflikte in der Ukraine und in Gaza an, besteht seltsamerweise viel Ähnlichkeit zwischen den Städten dieser zwei Regionen und dem Übungsdorf, natürlich ohne Bomben. Auch diesbezüglich gäbe es bestimmt auch Ausbildungsmöglichkeiten für andere Formationen der Armee als die Rettungstruppen.