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MitteilungVeröffentlicht am 16. Dezember 2024

«La Tranchée»: Wo Schiessen leiser und Training realistischer wird

Auf dem Waffenplatz in Sitten nimmt ab 1. Januar 2025 die unterirdische Schiessanlage «La Tranchée» ihren Betrieb auf. Dieser 7200 Quadratmeter grosse Komplex ermöglicht der Armee und der Polizei mit zehn Schiessmodulen eine Ausbildung im sicheren und modernen Trainingsrahmen. Sie gilt gleichzeitig auch als wegweisende und innovative Lösung in Sachen Lärmschutz.

Text: Kommunikation Verteidigung, Melanie Mooser
Bilder: VBS/DDPS, Pascal Gertschen
Video: VBS/DDPS, Andrea Jaeggi

Auf dem Waffenplatz Sitten steht unterirdisch und fürs Auge fast verborgen ein Bauwerk, das neue Massstäbe für Schiessanlagen in der Schweiz setzt: «La Tranchée», oder auf Deutsch «der Graben». Die grösste Indoor-Schiessanlage des Landes, deren Zufahrt tatsächlich einem Graben ähnelt, verbindet ab 1. Januar 2025 moderne Technik, realitätsnahe Trainingsmöglichkeiten und nachhaltige Ansätze zur Reduktion von Lärmbelastung und Umweltauswirkungen.

Verteilt auf einer Fläche von 7200 Quadratmetern bietet die unterirdische Anlage Platz für zehn Schiessmodule. Sieben davon stehen der Armee zur Verfügung, drei der Polizei. Diese Schiessboxen werden die Ausbildung vor Ort durch technische Innovationen auf ein neues Niveau heben, insbesondere durch die immersiven visuellen und akustischen Effekte. «Die Berufsformationen der Militärpolizei können dank eines taktischen Schiessstands, der einen 180-Grad-Schiesswinkel ermöglicht, reale Szenarien nachstellen», erklärt Oberst Michel Balmer, Kommandant des Kompetenzzentrums Militärpolizei und des Waffenplatzes Sitten. «Dank der rund um die Uhr verfügbaren Infrastruktur können Armee und Polizei ausserdem flexibel trainieren, ohne Rücksicht auf Tageszeiten nehmen zu müssen.» Die Anlage ist überdies mit einem Dojo ausgestattet, das die Angehörigen der Armee und der Polizei zum Ausüben von Kampfsporttechniken nutzen können.

Umwelt- und Lärmschutz als Priorität

Eines der Hauptziele von «La Tranchée» ist allerdings die deutliche Reduktion der Lärmbelastung. Durch die Nutzung der neuen Anlage werden Armee und Polizei 75 Prozent der Schiessaktivitäten auf kurze Distanz, die bisher auf dem Schiessplatz Pra Bardy stattfanden, in die Indoor-Anlage verlegen.

«Die Entscheidung für den Standort Sitten war naheliegend», verrät der Kommandant. «Der bisherige Schiessplatz Pra Bardy überschritt mit 1,5 Millionen abgefeuerten Schüssen jährlich deutlich die Lärmgrenzwerte der Lärmschutzverordnung (LSV). Beschwerden von Anwohnern aus angrenzenden Wohngebieten in Aproz und von Besuchern des Erholungsgebiets Les Îles machten eine nachhaltige Lösung notwendig.» Die politische Bereitschaft zur Lärmreduzierung sei zu diesem Zeitpunkt gross gewesen, weshalb sich der Bund und der Kanton für eine passende Lösung starkgemacht hätten. Eine dafür ins Leben gerufene Arbeitsgruppe kam zur Überzeugung, dass nur eine Indoor-Anlage die militärischen Anforderungen erfüllen und gleichzeitig den Lärm reduzieren könne.

Hightech unter der Erde

Die unterirdische Struktur reduziert den Schall auf ein Minimum. Die Innenräume sind mit Schallabsorbern ausgestattet, die den Nachhall auf ein Niveau verringern, das mit jenem eines Tonstudios vergleichbar ist. Gleichzeitig entspricht die Anlage den höchsten Sicherheitsstandards. «Die Kugelfänge aus Granulat gewährleisten maximale Sicherheit und minimieren das Risiko von Querschlägern», sagt Oberst Balmer und zeigt auf den Bereich hinter den Zielscheiben. «Zudem verhindern ballistische Verstärkungen an den weniger geschützten Bereichen Treffer ausserhalb der Zielscheibe, insbesondere bei dezentrierten Schusswinkeln», führt er weiter aus. Auch der Boden ist besonders geschützt. Dieser besteht aus mit Polyurethan beschichteten Sicherheitsfliesen.

In Sachen Nachhaltigkeit darf sich die Anlage ebenso zeigen lassen: Der Einsatz langlebiger Materialien wie Stampflehm und Stahlbeton minimiert den Wartungsaufwand, während die unterirdische Bauweise die Umwelt schont.

Das Projekt ist das Ergebnis einer engen Kooperation. Der Kanton Wallis übernahm die Bauleitung, während der Bund den grössten Teil der Finanzierung stellte. Von den Gesamtkosten in Höhe von 33,5 Millionen Franken trug der Kanton 11 Millionen Franken bei. Die übrigen 22,5 Millionen Franken hat der Bund finanziert. Trotz der Grösse des Projekts konnten sowohl Budget- als auch Zeitvorgaben eingehalten werden – ein Erfolg, der laut Oberst Balmer auf die reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten zurückzuführen ist.

Zukunftsperspektiven

Ab 2025 werden auch die Aspirantinnen und Aspiranten der Polizeischule die Anlage nutzen. Weitere Institutionen wie die Transportpolizei und die Bundeszollverwaltung könnten folgen.

«La Tranchée» habe definitiv einen Modellcharakter und könne künftig auch als Vorlage für andere Schiessplätze der Schweiz dienen, die ähnliche Herausforderungen im Bereich Lärmschutz hätten, bestätigt Oberst Balmer. Besuche von Delegationen aus anderen Kantonen würden das grosse Interesse an dieser Lösung bestätigen.

Mit der neuen Indoor-Schiessanlage zeigt die Schweizer Armee, wie technologische Innovation, Umweltschutz und Effizienz miteinander verbunden werden können. Die Anlage ist nicht nur eine Antwort auf akute Lärmprobleme, sondern auch ein zukunftsweisendes Projekt, das Ausbildungsstandards neu definiert.